Ausstellung: ''What we see''
(pr/eb) Osnabrück, 6. Dezember 2011 / Im Akzisehaus des Kulturgeschichtlichen Museums wird noch bis 12. Februar eine Ausstellung gezeigt, die sich mit einer Hinterlassenschaft der kurzen deutschen Kolonialzeit im heutigen Namibia, dem ehemals Deutsch-Südwest-Afrika beschäftigt. 1931 hatte der deutsche Künstler und Abenteurer Hans Lichtenecker, einem selbsternannten Anthropologen, für sein "Archiv aussterbender Rassen" in Namibia Afrikaner fotografiert, Gipsabgüsse von ihren Köpfen und Gesichtern gemacht und ihre Stimmen auf Wachswalzen aufgezeichnet. Erst kürzlich wurden die Aufnahmen wiederentdeckt und übersetzt. Nach Stationen in Kapstadt, Basel und Wien ist die Präsentation nun erstmals in Deutschland zu sehen.
Die Berliner Kulturwissenschaftlerin und Afrikanistin Dr. Anette Hoffmann ist derzeit an der University of Fort Hare in Südafrika tätig. Sie hat Lichteneckers verstörende Hinterlassenschaft, die den europäischen Rassismus und Kolonialismus des frühen 20. Jahrhunderts dokumentiert, nun als Kuratorin in einer Ausstellung verstehbar zusammengeführt. Die kritische Aufarbeitung von Lichteneckers Projekt entlarvt auf eindrückliche Weise die erniedrigende Praxis der Vermessung des Menschen im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika seit dem späten 19. Jahrhundert.
"What We See" rückt das Sprechen der Menschen in den Mittelpunkt, die Lichteneckers pseudowissenschaftliche Arbeit am eigenen Leib erfahren und erdulden mussten. Die Ausstellung konstruiert einen fragilen Raum von Bildern und Stimmen, Geschichten und Porträts, historischen Dokumenten und aktuellen Kunstwerken. Das koloniale Körperarchiv von Hans Lichtenecker wird dabei bewusst nicht nachgebildet. Auch seine Gipsabgüsse sind nicht zu sehen. Vielmehr werden Lichteneckers audiovisuelle Repräsentationspraktiken kritisch und mittels unterschiedlicher Ton- und Bildmedien beleuchtet.
© für Abbildung: Namibian Scientific Society in Windhoek
Akzisehaus (Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück)
Lotter Straße 2
Tel. 0541 / 3232207
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Öffnungszeiten:
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Donnerstag 11 bis 20 Uhr
Samstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr